Rhetorik-Wettbewerb 2024: Alice holt 3. Platz für die Eva

Die Aufregung in der Aula des Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium in Neubrandenburg ist an diesem Abend mit Händen zu greifen: Der Rotary Club der Stadt hat zum Rhetorik-Wettbewerb eingeladen. Neun Schülerinnen und Schüler werden von Club-Präsident Silvio Pankratz aufgefordert, nach vorn zu treten und ihre Startnummer zu ziehen. Da zwei Schülerinnen aus Altentreptow ihre Rede zu zweit halten, sind acht Startplätze zu vergeben. In der Traube stehen auch Alice und Theodora von der Evangelischen Schule St. Marien in Neubrandenburg. Alice zieht die Startnummer 8, Theodora muss mit der 1 gleich als Erste ans Rednerpult.

Pankratz, der auch durch den Abend führt, ist sichtlich erfreut über die hohe Teilnehmerzahl. Nachdem sich in den vergangenen beiden Jahren gerade einmal jeweils drei Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Wettbewerb gestellt hätten, sei man ganz überrascht gewesen, als einige Schulen anfragten, ob auch zwei Beiträge für den Wettbewerb angemeldet werden dürften. Der Bitte sei man für den Ausscheid 2024 gerne nachgekommen, fügt er lächelnd hinzu.

Aus drei Themenvorschlägen hatten die Jugendlichen wählen können: „Künstliche Intelligenz – Chancen und Risiken“, „Medienlandschaft – ‚alt‘ und ‚neu‘“ sowie „Was hält eine Gesellschaft zusammen?“. Während Theodora die Chancen und Gefahren der KI in den Blick nimmt, äußert sich Alice zum Zusammenhalt der Gesellschaft. Zu Beginn ihrer Rede verweist sie auf das Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam und dem dort vorgestellten „Masterplan zur Remigration“. Davon ausgehend entwickelt die Elftklässlerin ihre Gedanken: Patriotismus, Religion, Kultur, Geschichte? – nein, diese Aspekte taugen aus ihrer Sicht nicht, die Gesellschaft zu einen. Es seien die Verfassung und die damit verbundenen Werte, die die Menschen verbinden. Um die zu verteidigen, sei es wichtig, appelliert Alice ans Publikum, Verstöße nicht zu tolerieren und Zivilcourage zu zeigen.

Nach der letzten Rede müssen sich die Rednerinnen und Redner wie auch Zuhörerinnen und Zuhörer noch etwas gedulden, da sich die vierköpfige Jury zur Beratung zurückzieht. Doch die Geduld der Wartenden wird nicht lange auf die Probe gestellt. Als Moderator Pankratz zeigen will, wie die Urkunden aussehen, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben Büchergutscheinen und Blumen erhalten, ist der Name der Drittplatzierten bereits zu erkennen. „Als der dritte Platz dran war, bin ich direkt aufgestanden“, erzählt Alice lachend, „denn meinen Namen auf der Urkunde hatte ich ja schon entdeckt.“ Platz 1 holte sich ein Schüler vom Carolinum Neustrelitz, Platz 2 eine Schülerin von der KGS Altentreptow.

Der Termin für den nächsten Wettbewerb steht bereits fest, verrät Pankratz zum Schluss der Veranstaltung: Am zweiten Montag nach den Winterferien soll er stattfinden. Freundinnen und Freunde der Redekunst sollten sich den 24. Februar 2025 also unbedingt vormerken.

Kirsten Ziegler